Schreiben soll Spaß machen!
Fünf freudvolle Freewritings, zwei gehäufte Löffel Leichtigkeit, ein halbes Kilo Humor, drei gelachte Tränen und eine kräftige Prise Glitzerkonfetti
In meinen Workshops wird neben Ressourcenstärkung und Persönlichkeitsentwicklung auch bewusst die Absicht verfolgt, mit spielerischen und humorvollen Schreibimpulsen den Fokus auf Leichtigkeit und Lebendigkeit zu legen. Ein Themenschwerpunkt ist eine humorvolle Herangehensweise bzw. ein Perspektivenwechsel, der neue Möglichkeiten aufzeigt, die sonst vom Alltag verschüttet werden. Hierfür dienen Schreibimpulse, die auf konventionellen Spielen oder lustigen Aktivitäten aufbauen.
„Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“
Schon bei den Vorstellungsrunden kann es humorvoll und lustig beginnen: Beim Thema Musik haben die Teilnehmer*innen erzählt, welches Instrument sie wären und weshalb. Zum Thema Bettgeschichten, in welcher Position sie am liebsten schlafen, und bei Wild, welches Tier sie gerne aus welchen Gründen wären. Zur Vorstellungsrunde bieten sich die bekannten Akrostichons an, bei denen aus den untereinander gesetzten Anfangsbuchstaben des Namens etwas Neues gebildet wird: Hier können entweder Adjektive (für meinen Namen Britta beispielweise betörend, redselig, intelligent, taff, tosend, atemberaubend) oder einzelne Wörter (Bierbrezen, Rindsbraten, Inselzeit, Trommelwirbel, Titanic, Achterbahn) gefunden werden. Diese Übung kann in weiteren Übungen wieder aufgegriffen werden: Die Teilnehmer*innen schreiben zu den gefundenen Wörtern einen Text, in dem alle Wörter in beliebiger Reihenfolge vorkommen (alternativ werden die eigenen Worte an einen Nachbarn weitergereicht, der diese als Impuls zu einer Geschichte verwendet – eine Variante, die ich persönlich witziger finde).
Brünftig bibbern
Vor allem bei größeren Gruppen, bei denen ich noch niemanden kenne (beispielweise Schulklassen), lasse ich die Teilnehmer*innen einen Satz schreiben, der weder grammatikalisch korrekt sein noch Sinn ergeben muss. Britta wird hier zu „Brünftige Rentiere irren trötend-tirilierend abends“ oder „Barfüßige riesige Inderinnen treten tappend an.“ Erfahrungsgemäß merke ich mir Namen auf diese Weise viel schneller und konnte beispielsweise Clara („Chamäleons laufen abends Richtung Amsterdam“) in der Straßenbahn wieder mit richtigem Namen begrüßen, obwohl die Schreibwerkstatt schon vor längerer Zeit stattgefunden hatte. Bei einer anderen Form der Vorstellungsrunde wird ein Satz aus den Anfangsbuchstaben des Namens plus der Nennung des eigenen Namens gebildet: „Britta bürstet badende brummige bestialisch bibbernde braune Bären.“
Andere tierisch gute Impulse
Aus dem Fundus meiner Kinder verwende ich gerne ein Spiel namens Papafant & Elegei, das aus Karten besteht, die jeweils das Vorderteil und das Hinterteil eines Tieres zeigen. Die Teilnehmer*innen ziehen sowohl ein Vorder- als auch Hinterteil zweier Tiere, was ein neues Tier ergibt. Dann sollen sie sich schreibend entweder vorstellen, dass dieses Tier ihr Haustier ist oder dass sie das Schild für dieses Tier im Zoo beschriften. Leitende Fragen können sein: Was frisst dieses Tier und was tut es den ganzen Tag über? Wie lebt es und wie pflanzt es sich in freier Wildbahn fort (da haben wir schon Tränen gelacht!). Lustige Episoden ergeben sich auch auf die Frage: Was hast du schon Kurioses mit diesem Haustier erlebt? Eine Alternative wäre, sich vorzustellen, man wäre selbst dieses Tier.
Andere tierische Schreibimpulse fand ich in „Yoga für Tiere“: In diesem entzückend gezeichneten Buch machen Tiere von A wie Affe bis Z wie Zebra mit ihrer Tierart assoziierte Yogaübungen: Elefanten grüßen hier auf dem Rüssel abgestützt den Maharadscha, Faultiere fühlen buchstäblich augenzwinkernd die innere Dynamik, Igel meditieren als sitzende Kakteen und Nilpferde entdecken ihre Leichtigkeit. Die Teilnehmer:innen wurde dazu aufgefordert, sich von einem Tier und den abgebildeten humorvollen Yogaübungen zu einem Text inspirieren zu lassen.
An einem Abend spielten wir eine Runde „Kaiser, wie viel Schritte darf ich gehen“ als auflockernde Einstiegsübung: Hier bewegten sich die Teilnehmer*innen mit Flamingoschritten, Kolibriflügelschlägen, Tigerschritten, Känguruhhüpfern oder Mäusetripplern durch den Raum. In der Resonanz auf diese Übung schrieben sie zehn Minuten in einem Freewriting darüber, wie sie sich gefühlt haben und was das Spiel in ihnen ausgelöst hat.
Verspielt & junggeblieben
Ich mag das Zitat von Herbert Spencer: „Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden; wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.“ Deshalb setze ich bewusst unterschiedliche Spiele beim Schreiben ein. Auch das biografische Tauchen nach Erinnerung von Spielen ist eine lustvolle Betätigung. Hier bietet sich zum Beispiel ein Cluster zum Wort SPIEL an. In Resonanz auf dieses Cluster können Teilnehmer*innen dann über ihre Beziehung oder Assoziationen zum Thema Spiel zu schreiben. Ein schöner Impuls ist auch, die Teilnehmer:innen einzuladen, sich über ihre heutige Beziehung zu und zum Spielen schreibend Gedanken zu machen, gerne auch mit der provokanten Frage: Verbietest oder erlaubst du dir das Spiel?
Amsterdam, Albanien, Aralsee, Abdeckstiftbenutzer!
Tränen gelacht haben wir schon beim Stadt-Land-Fluss-Spielen mit zusätzlichen Kategorien wie „Was macht mir Spaß?“, „Was möchte ich unbedingt mal erleben?“, „Grund eine Party zu verlassen“, „Schimpfwörter“ oder „Scheidungsgrund“. Aus den im Spiel gesammelten Wörtern treffen die Teilnehmer:innen eine Auswahl von drei bis fünf Wörtern (je nach verfügbarer Schreibzeit), notieren diese auf Zettel und geben diese weiter – zwei nach rechts, drei nach links – für eine Reizwortgeschichte, in der diese Begriffe zwingend vorkommen müssen. Erfahrungsgemäß entstehen meist humorvolle Texte auf Basis der weitergegebenen Worte: Beispielsweise schrieb eine Teilnehmerin einen Text zu typischen Schreibwerkstättenbesucher:innen mit unterschwelligen Vorlieben für Tantrasex, Tellerwerfen und Taschenlampensammlungen …
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