Fokussiert statt fragmentiert
Vor kurzem hielt ich einen Workshop an einer Schule ab und die Siebzehnjährigen schrieben unter anderem einen Text über den perfekten Sommertag. Es waren großartige Texte über Grillfeiern, Nachmittage im Schwimmbad, Motorradausflüge und Basketballspiele – voller Lebendigkeit und Energie. Kein Text handelte davon, dass jemand drei Stunden auf TikTok scrollen oder den Nachmittag in einem verdunkelten Zimmer mit Videospielen verbringen wolle – und doch scheinen hier Geschriebenes und real Erlebtes weit auseinanderzuklaffen: Verbringen Heranwachsende im Schnitt drei Stunden pro Tag an ihrem Smartphone. Jugendliche scheinen überhaupt permanent ein Smartphone in der Hand halten – sei es, um damit Musik zu hören, Zeitung zu lesen, sich durch Social Media zu scrollen, Fotos auf Snapchat zu verschicken oder anderswo zu chatten.
Doch bevor wir über Jugendliche und deren Handykonsum herziehen, sollten wir uns selbst an der Nase nehmen. Mein Tipp lautet: Tracke deine persönliche Bildschirmzeit und analysiere am Abend, mit welchen Apps und Anwendungen du wie viel Zeit verbracht hast. Auf Instagram kann man zum Beispiel auch eine Zeit einstellen, sodass du daran erinnert wirst, dass du schon eine Viertelstunde durch das Leben anderer scrollst statt dich auf deine Projekte zu konzentrieren.
Manchmal gebe ich in meinen Workshops den Gedankenanstoß:
❤️ Wenn dein Tag eine Stunde mehr hätte, womit würdest du die Zeit verbringen?
❤️ Wenn dein Tag eine Stunde weniger hätte, worauf würdest du verzichten?
Und jetzt ratet mal, worauf wir (angeblich) verzichten würden?
Mein allerwichtigster Tipp ist: Leg das Handy aus der Hand und schau nicht auf einen Bildschirm, wenn jemand mit dir spricht – vor allem, wenn es dein Kind oder dein Partner ist. Auch am Esstisch oder im Kaffeehaus hat das Handy nichts am Tisch verloren! In Amsterdam soll es Cafés geben, in denen Handys verboten sind und Menschen sich zum Lesen, Handwerken oder einfach gemütlichen Plaudern treffen…
Vor kurzem habe ich das Buch „Abgelenkt“ von Johann Hari verschlungen: Er beschreibt darin, auf wie viele Arten wir heute von unserem wirklichen Leben abgelenkt werden – sei es durch Handybenachrichtigungen, mangelnden Schlaf, schlechte Ernährung oder Umweltverschmutzungen, die unsere Konzentrationsfähigkeiten beeinträchtigen. Er prangert auch das fehlende Spiel und die immer drückender werdende Leistungserfüllung – schon von Kindesbeinen – als große Verursacher unserer Unfähigkeit, uns länger mit einer Sache zu beschäftigen, an. Er spricht von fragmentiertem Leben im Gegensatz zu einem fokussierten Leben, in dem es noch möglich ist, sich eine Zeitlang zu konzentrieren und Dinge zu erschaffen – ein unfassbar spannender und entspannender Prozess!
Das schätze ich auch unheimlich an Schreibtreffen: Stunden, in denen nur der Stift und Papier meine Zeit bestimmen, keine Ablenkungen durch Internet oder sich selbst Verlieren in to do-Listen – sondern einfach nur selbstreflexiv oder kreativ schreiben – und so der Essenz und Seele wieder näherzukommen!
Wenn ihr auch wieder fokussiert statt fragmentiert sein möchtet, schaut euch doch hier mein Workshopangebot an.
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