MYTHOS MUTTER
Als Patchworkmutter von fünf Kinder (geboren zwischen 2007 und 2011), Familiencoach und Schreibwerkstättenleiterin im Sinne der Integrativen Therapie beschäftige mich sowohl beruflich als auch privat eingehend mit den Themen Mütterlichkeit, Mütterbildern sowie der eigenen Persönlichkeitsentwicklung und dem Ausleben von Weiblichkeit sowie Wünschen und inwiefern unser „Traumleben“ mit persönlichen sowie von der Gesellschaft auferlegten Mutterbildern kollidiert.
Die heutigen Anforderungen an Mütter und die von den Medien und Institutionen tradierten Mutterbilder sind eigentlich nicht kompatibel mit der Lebensrealität von Frauen. Nichtsdestotrotz strudeln sich Frauen, oft bis zur völligen Erschöpfung, ab, um ihr Muttersein mit den anderen Lebensbereichen in Einklang zu bringen. Leider wirken gutgemeinte Tipps wie „Schau mehr auf dich“, „Nimm dir mehr Zeit“ oder „Gib doch etwas von deinen Aufgaben ab“ bei gestressten und überforderten Müttern kaum bis wenig, da sie den von der Gesellschaft auferlegten (teils widersprüchlichen) Mutterbildern genügen wollen.
Der Supermama-Mythos ist keine individuelle Angelegenheit, sondern ein kulturelles Mandat und als solche eine wesentliche Ursache dafür, dass viele Frauen einem überdimensionierten Mama-Ideal folgen und die Hauptverantwortung in der Familie übernehmen – auch wenn sie aufgrund dieser Last manchmal fast zusammenbrechen.
Margrit Stamm
Dieser Mama-Mythos und der mit ihm verbundene intensive Erziehungsstil ist nichts Privates: Er ist ein gesellschaftlich-kulturelles Konstrukt, das von Gesellschaft, Familienpolitik und Medien auf Frauen übertragen worden ist und in Erziehung und Sozialisation der heranwachsenden Generation seinen Ausdruck findet!
Frauen sollten sich als normale Erwachsene betrachten können, ohne einer überkommenen Mutterideologie nacheifern zu müssen, welche die Bedürfnisse des Kindes zum allgemeinen Maßstab erhebt. Deshalb braucht es Mütter, die nicht nur die Veränderung des Betreuungssystems vorantreiben wollen, mehr Ganztagesschulen oder engagiertere Väter einfordern, sondern genauso in ihren Köpfen einen Perspektivenwechsel vollziehen.
Margrit Stamm
Im Muttermythos gefangene Frauen sollen den Weg zur Selbstermächtigung und Selbstbestimmung wiederfinden. Dazu gehört die Suche nach geeigneten Maßnahmen in Bezug auf die Einstellung zu sich selbst und das Miteinander in der Familie. Selbstermächtigung heißt ebenso, neue Wege zu beschreiten und die eigene Identität zu stärken.
Im Workshop werden Müttern Werkzeuge und Strategien in die Hand gegeben, um sowohl ihre Mutterschaft als auch ihre Weiblichkeit neu für sich zu definieren und ohne schlechtes Gewissen auszuleben.
Dieser Workshop für Mütter behandelt die uns umgebenden und prägenden Muttermythen und die damit verbundenen Glaubenssätze. Selbstfürsorge, Burnoutprävention und andere Maßnahmen fruchten bei Müttern nämlich oft nicht, weil sie in dem von unserer Gesellschaft überhöhten Mutterideal feststecken!
Wir betrachten die uns prägenden Muttermythen näher und lösen sie auf, sodass Mütter wieder befreit und leichtfüßig Frauen sein dürfen, die ohne schlechtes Gewissen ihre Bedürfnisse wahrnehmen und deren Erfüllung einfordern und umsetzen.
Buchempfehlungen
- Gertraud Finger: Auch Mütter dürfen NEIN sagen. Mut zu eigenen Wegen. Stuttgart: Klett Cotta 2007.
- Sarah Fischer: Die Mutterglücklüge. Regretting Motherhood – Warum ich lieber Vater geworden wäre. München: Ludwig 2016.
- Katja Grach: MILF-Mädchenrechnung. Wie sich Frauen heute zwischen Fuckability-Zwang und Kinderstress aufreiben. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2018.
- Mareice Kaiser: Das Unwohlsein der modernen Mutter. 3. Auflage. Hamburg: Rowohlt 2021.
- Nathalie Klüver: Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein. Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter. Stuttgart: Trias 2018.
- Corinna Knauff: „Ich bin eine gute Mutter!“ Warum es Ihrem Kind besser geht, wenn Sie nicht immer perfekt sind. Frankfurt / New York: Campus Verlag 2009.
- Herrad Schenk: Wieviel Mutter braucht der Mensch? Der Mythos von der guten Mutter. 5. Auflage. Reinbek: Rowohlt 2002.
- Margrit Stamm: Du musst nicht perfekt sein, Mama! Schluss mit dem Supermama-Mythos – Wie wir uns von überhöhten Ansprüchen befreien. München: Piper 2020.