Auch wieder in die Mutterfalle getappt?

Mein ältester Stiefsohn saß, damals etwa 10, fiebrig auf meinem Schoß und ließ sich streicheln und umarmen.
Abends, als wir die Kinder ins Bett brachten, fragte er meinen Mann:
„Wie viele Mamas kann man haben?“
Und setzte gleich selbst dazu:
„Ich habe zwei Mamas:
Eine bei meinem Papa und eine ohne Papa.“

Fortlaufend, quasi ohne Pause, bin ich Mutter, sowohl für die Kinder meines Mannes als auch für meine leiblichen und sorge mich um ihr Wohlergehen – und bin damit voll in die Mutterfalle getappt, vor der in jedem Ratgeber gewarnt wird. Das Versorgen und Da-Sein für die Kinder rieb mich oft so auf, dass ich mich wie kleine Styroporkügelchen aus einem abgewetzten Polsterbezug im ganzen Haus verteilte und mein Zentrum verlor. Allerdings bin ich nicht ihre Mutter, sondern die Frau ihres Vaters. Das ist eine andere Rolle, auch wenn die Kinder mütterliche Aktivitäten von mir fordern und ich auch meine Mütterlichkeit bei der Organisation des Alltags und beim Kitten diverser Krisen einsetze. Ich musste lernen, die Verantwortlichkeiten klar zu definieren und mich von den Forderungen der Familie abzugrenzen.

„Verweigere dich, „verantwortlich“ zu sein.
Tue es aus Liebe.“

Joseph Beuys

In einer ebenbürtigen Partnerschaft mit gemeinsamen Kindern bedarf es verschiedener Versuchsmodelle, Verantwortlichkeiten zu definieren, zu implementieren und irgendwie als Fundament der Familie zu betonieren. In Patchworkfamilien ist das etwas komplizierter. Doch vereinfacht kann die Rollenverteilung folgendermaßen heruntergebrochen werden: Die Eltern sind die KAPITÄNE mit Kompass und KEINE Kumpels der Kinder. Ebenso wenig sind Kinder als Partner*innen oder als Ersatz dafür zu sehen, sondern Heranwachsende, die wir ein paar Jahre begleiten dürfen. Wir sind einzig dazu verpflichtet, eigenverantwortlich zu handeln und somit unser Leben bewusst und konstruktiv gestalten zu können.

Wenn du so tickst wie ich, fühlst du dich für ALLES in einem System verantwortlich, sogar für die schlechten Schularbeitenergebnisse der Kinder, die halt wiedermal selbst nicht ausreichend gelernt haben (sofort meldet sich das schlechte Gewissen: Hätte ich sie mehr unterstützen müssen?) oder wenn ein „Meine Hose ist verschwunden!“ durch´s Haus schallt.

Bevor du in diesen Fällen irgendetwas tust, frage dich innerlich zuerst:

❤️ Wofür fühle ich mich jetzt im Moment genau verantwortlich?

❤️ Bin ich es tatsächlich?

Ich persönlich begebe mich manchmal sogar freiwillig in die Mutterfalle und Verantwortlichkeiten anderer, um mich vor Aufgaben und Anforderungen außerhalb des Familienkokons zu schützen. Geht es dir auch manchmal so? Wovor flüchtest du dann?

Frage dich auch, welche Qualitäten Mütterlichkeit für dich hat und in welchen Bereichen diese Qualitäten förderlich und wo eher hinderlich?

In meinem MYTHOS MUTTER Workshop schauen wir uns übrigens genau solche Themen an!

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